Von Charlotte König, 5c, Kaiserin-Friedrich-Gymnasium
Es war schon mehr als einmal, da drehten Elena und ihre Freundinnen ihre Runden auf der Eisbahn. Es waren nur noch ein paar Tage bis zum Weihnachtsfest und die Mädchen konnten es kaum noch erwarten. Voller Vorfreude fuhren sie über das Eis, machten die waghalsigsten Tricks und Sprünge. Elena drehte gerade eine besonders elegante Pirouette, als sie merkte, dass etwas anders war als sonst. Sie drehte und drehte sich und der Fahrtwind in ihren Haaren wurde zu einem regelrechten Sturm. Und so schnell, wie er gekommen war, war der Windstoß auch schon wieder vorüber. Elena hatte aufgehört, sich zu drehen, und schaute sich verdutzt um. „Huch, wo bin ich?“, fragte sie sich.
Um sie herum wuselten viele kleine Männchen und redeten wild durcheinander. Erstaunt stellte sie fest, dass sie sich in einer großen Halle befand. Von ihren Freundinnen und der Eisbahn war weit und breit keine Spur. „Ho ho ho“, tönte eine Stimme. Sie fuhr herum. Hinter ihr stand ein in Rot gekleideter Mann mit einem weißen Bart, der sie freundlich anlächelte. „Ich war doch gerade noch auf der Eisbahn, dann hab ich mich gedreht und…“ „Und dann kamst du hierher in meine Weihnachtswerkstatt!“, ergänzte der weißhaarige Mann. Elena traute ihren Ohren kaum. Doch der Mann hatte eindeutig Weihnachtswerkstatt gesagt. War er etwa … „Ich bin der Weihnachtsmann“, sagte er, „und ich brauche dringend deine Hilfe!“ Und einige Männlein, offensichtlich Weihnachtswichtel, begannen zu erzählen: „Als erstes hat sich unser lieber Weihnachtsmann einen fiesen Schnupfen zugezogen, seine Weihnachtsmütze ist kaputt und zu guter Letzt spielen die Rentiere verrückt und so kann es KEIN Weihnachten werden!“ Die sieben Wichtel schauten sie verzweifelt an und Elena fasste einen Entschluss. „Weihnachten ist doch das schönste Fest im Jahr, das darf nicht ausfallen! Natürlich helfe ich euch! Bei Schnupfen gehen wir immer…“ Sie flüsterte es dem Weihnachtsmann ins Ohr „Ho ho ho, das passt ja gut“, schmunzelte er, schnipste mit den Fingern und ehe sie noch einmal blinzeln konnte, stand Elena schon mit Straßenschuhen an den Füßen, den Wichteln und dem Weihnachtsmann vor der Engel-Apotheke in der Bad Homburger Innenstadt.
Magischer Wirbel auf der Bad Homburger Eisbahn - Illustration von Doro Kaiser
Als sie den Laden betraten, begrüßte sie der Mann hinter der Theke freundlich. „Guten Tag, was kann ich für Sie tun? Beim Rumstehen in der Kälte haben Sie sich eine dicke Erkältung eingefangen, nehme ich an.“ Elena konnte nur mit Mühe ein Kichern unterdrücken: Der Apotheker hielt den Weihnachtsmann für einen verkleideten Schauspieler, der als Weihnachtsmarktattraktion engagiert worden war. Wenn der wüsste! Der Weihnachtsmann bejahte die Vermutung des Apothekers und dieser holte ein Fläschchen Hustensaft aus dem Regal. „Nein, nein, so was ist doch keine Medizin für Weihnachtsmänner, ich brauche ein bisschen mehr Weihnachten, sonst wirkt es nicht!“ Der Mann hinter der Theke hielt das für einen Scherz und gab ihm den Tipp, danach einfach eine Tüte Weihnachtsplätzen zu essen. Kaum hatten sie den kleinen Laden verlassen, schlug ihnen der Duft von Bratwurst und weihnachtlichen Gewürzen entgegen und schon bald hatten sie den Plätzchenstand entdeckt. Zwölf Plätzchentüten und einen Schluck Hustensaft später rieb sich der Weihnachtsmann genüsslich seinen Bauch. Es ging ihm offensichtlich schon viel besser. „Danke!“, sagte er, „dass du mir geholfen hast. Hättest du auch noch eine Lösung für mein Mützenproblem?“ Elena schlug vor, dem Homburger Hutsalon einen Besuch abzustatten.
Im Laden war es schön warm und die Verkäuferin hatte die Mütze schon bald repariert. In der Wartezeit sahen die Wichtel sich die Hüte an: Es gab schwarze Homburger Hüte, rote Damenhüte mit Schleife und noch ganz viel mehr. Nachdem sie den Hutsalon verlassen hatten, wollte Elena endlich wieder zurück zu ihren Freudinnen. „Das geht nicht!“, sagte der Weihnachtsmann. „Bitte hilf mir doch noch mit meinen störrischen Rentieren, dann wirkt ein Gegenzauber und du bist nicht mehr an den Zauber gebunden, mir auf mein Fingerschnipsen überallhin zu folgen. „Na gut“, sagte Elena, „ich weiß, wohin wir gehen müssen.“
In der Stadtbibliothek wurden sie tatsächlich fündig. Sie liehen den Rentier-Ratgeber aus und Elena fragte: „Kann ich jetzt zurück zu meinen Freundinnen?“ „Natürlich, wer dem Weihnachtsmann drei Mal Gutes tut, ist frei. Vielen Dank für dein Hilfe!“ Mit diesen Worten drückte der Weihnachtsmann ihr die Schlittschuhe in die Hand und sie spürte, wie sie sich zu drehen begann. Als der Windstoß, den sie auch dieses Mal wieder fühlte, nachließ, war sie wieder mit ihren Freundinnen auf der Eisbahn.
„Tolle Pirouette!“, lobte sie ihre Freundin Jule, die von ihrem Verschwinden wohl nichts mitbekommen hatte. Elena wurde ganz warm ums Herz. Jemandem geholfen zu haben, fühlte sich schön an. Und war das nicht eine wichtige Botschaft von Weihnachten, anderen zu helfen und für andere da zu sein? Ihre Freundinnen würden auch immer für sie da sein, wenn sie einmal Hilfe brauchte.
Und wenn sie nicht gestorben ist, dann lebt Elena glücklich und zufrieden mit diesem Gedanken noch heute.
Ende
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