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  • Weihnachtsstadt Bad Homburg

Heute Frieden, morgen Frieden

von Liberty Laxy, Klasse10, Humboldtschule


“Nein, Stop, Aufhören!'' Doch Rambo hatte schon gegen das Hölderlin-Denkmal gepinkelt. Während ich noch wütend war, lief der kleine weiße Jack Russell weiter. Warum musste ich am frühen Samstagmorgen mit dem Hund durch den Kurpark gehen? Das Handy klingelte, es war Emma: “Hey, treffen wir uns so gegen 17.00 Uhr an der Eisbahn? Bring Oleg mit!” sagte sie, noch bevor ich antworten konnte. Oleg ist 16 Jahre alt, er kommt aus der Ukraine und wohnt seit einigen Monaten im Nachbarhaus. Emma hat einen leichten Crush auf ihn. Rambo zog mich weiter durch den feuchten Kurpark am Rosengärtchen vorbei und bellte. Ein Jogger, schlank, dunkelblond, mit Sonnenbrille und Hoodie kam uns entgegen. “Schlechte Tarnung Rambo", es ist nur Herr Hetjes. Der Vierbeiner lief zügig weiter. “Bing” ertönte es, Emily hat ein Snap gesendet. “Mach gefälligst die Hundekacke weg!” schrie ein Mann mich von hinten an. Ich erschreckte, Mist auch das noch! Wo war der Haufen? Ich konnte im nassen Laub nichts erkennen. Blitzschnell zog ich eine Tüte hervor, während der Mann verärgert: "Hier!" rief und mit seinem Gehstock in Richtung Strauch fuchtelte. Ich beeilte mich, die warme Masse einzupacken, aber wo war Rambo? “Der Scheißer ist zur Spielbank gerannt, falls du deinen dicken Hund suchst!”, sagte der Greis etwas aufgebracht. Tatsächlich! Hinter den Büschen hatte Rambo bereits einen Haufen Blätter und Erde ausgegraben. “Nein, aus!”, aber der Hund war nicht zu bändigen. Ich versuchte das Halsband zu greifen, doch der wilde Rambo rannte in Richtung Musikpavillon weiter. “Im Kurpark ist Leinenpflicht", brüllte mich nun eine Brillenschlange an. “Sorry”, stammelte ich halbherzig, rannte aber weiter. Mein Herz klopfte spürbar schneller, als ich Rambo erreichte. Er wollte gerade etwas verschlingen, als ich ihn am Nacken packte und schrie, "Aus, aus!'' Ein von Erde bedeckter Gegenstand fiel aus Rambos Maul. Erleichtert drückte ich meinen Rambo an mich. Dann folgte ein Snap vom verrosteten Fundstück, welches ich mit meinen Freunden teilte. Das Handy leuchtete, “Bing, Bing” ... -Oha wie cool, ist das aus Gold?- fragte gleich Pia. -Hahaha, eher Schrott- schrieb Svenja. Doch ich war schon spät dran. "Leni, wo warst du so lange, hast du Rainer Maria Ehrhardt getroffen?” fragte meine Mutter. “Nee, aber Hetjes. Rambo hat etwas gefunden, schau.'' Frau Möller beäugte das verschmutzte Objekt. “Wirklich interessant, ein zierlicher Stab mit Gravur. Ich bringe es später zur Polizei, vielleicht ist es eine Mordwaffe.'' “Dann nimm bitte Rambo mit. Er ist der Finder, Zeuge und Mörder in einem'', sagte Leni amüsiert.



“Leni, Oleg, wo bleibt ihr denn?'', rief Emma am Eingang der Eisbahn. Sie hatte nur Aug en für Oleg, der schüchtern grüßte. Pia drehte schon ihre ersten Runden, während Leonard am Rand stand. “Hey, Leni, Lust auf ein paar Liegestützen auf dem Eis?'' rief er. Oleg schaute verwirrt, zog sich aber zunächst seine Schlittschuhe an. “Komm du Fitnesstrainer!,'' sagte Oleg zu Leonard, aber Emma zog den Ukrainer zur Eisbahn. Oleg, lief gleich los und drehte mehrere Pirouetten auf der Eisfläche. Er hatte in Kiew sechs Jahre in einer Mannschaft trainiert. Emma war beeindruckt. “Was wünscht du dir zu Weihnachten?'' fragte sie Oleg. Der schlanke Junge schwieg lange. “Heute Frieden, morgen Frieden, überall Frieden”, antwortete er nachdenklich. “Ja, aber ich meine etwas Materielles, wie ein neues Handy oder so.” entgegnete Emma. Oleg schaute traurig zu ihr herüber. “Ach, so...Waschenschiene ist kaputt”, antwortete der Junge und rannte zu Leni. “Kann Svetlana morgen zu deiner Mutter Kleider waschen?'' fragte er. “Ja, bestimmt, nach der Kirche sind wir Zuhause,” erwiderte Leni.

“Hey Leni, bist du jetzt Millionärin?” unterbrach Emil den Gottesdienst in der Erlöserkirche. Pfarrer Hannemann hielt gerade die Predigt, während einige Konfirmanden mit ihrem Handy spielten. “Bla, bla, ich will lieber gehen und zocken.” sagte Paul zu uns. Musik erklang, "Lied 273, bitte'', sagte der Geistliche. Emil ließ das Gesangbuch fallen. Bösen Blicke verfolgten den Unruhestifter. Als er das Buch aufheben wollte, stieß er sich den Kopf und jammerte: “Jesus Christ, ich blute!” Während viele Konfirmanden loslachten, drückt Leni ihm ein Taschentuch in die Hand. "Danke Gott, dass du mir einen Engel geschickt hast.", murmelte er. “Die heutige Kollekte ist für unsere Kirchenorgel gedacht'', sagte der Seelsorger. “Oh Herr, lass es Geld regnen'', witzelte Paul. “Nein, lieber eine PS5'', erwidert Emil. Leni schüttelt den Kopf, manchen Schafen ist nur durch ein Wunder zu helfen.


Sieben Tage später steht Leni gerade mit Oleg in der Waschküche, als es an der Tür klingelt. Eine Frau Krüger vom Stadtarchiv Bad Homburg stellt sich vor. “Ich komme im Auftrag der Spielbank, um ihnen einen Finderlohn von 800 Euro zu überreichen.'' Leni traut ihren Ohren nicht, Oleg kommt hinzu. “Ja, ihr Rambo hat eine antike Hutnadel mit den Initialen M.B. gefunden, die für Marie Blanc stehen.” erklärt Frau Krüger voller Begeisterung. “So viel Geld, Leni! Was wirst du kaufen?'', fragt Oleg aufgeregt.

“Mhm.. eine Waschenschiene für Svetlana!”, antworte ich glücklich.

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