von Jonna Paal
Es war einmal, vor nicht allzu langer Zeit, ein Weihnachtswichtel namens Frodolf, welcher ein Helfer des Weihnachtsmannes war. Er lebte mit vielen anderen Wichteln, Lebkuchenmännchen und dem Weihnachtsmann in dem Weihnachtsdorf. Frodolf, einer der Hauptwichtel, hatte gerade Feierabend und ging in seine Hütte. Ihm fiel das Poster über seinem Bett auf. Er hatte es von seinem Vater bekommen. Es zeigt einen großen, weißen Turm. „Bald werde ich vor genau diesem prachtvollen Turm stehen“, jubelte er in sich hinein, denn an Heiligabend würde er mit dem Weihnachtsmann und anderen Wichteln die Geschenke verteilen und da würden sie auch an Bad Homburg vorbeikommen, die Stadt mit dem Weißen Turm.
Schon war es soweit. Frodolf saß neben dem Weihnachtsmann auf dem Schlitten. Sie ritten durch die Luft und unter ihnen waren schon die ersten Städte zu sehen. Endlich kamen sie in Bad Homburg an! Der Weihnachtsmann verteilte die Geschenke an die Wichtel und dann zogen diese los. Frodolf verteilte rasch die Geschenke und machte sich dann auf den Weg zum Turm.
Sein Vater hatte nicht zu viel versprochen! Der Turm war höher als jeder Turm, den er je zuvor gesehen hatte. Und er war genauso schön, ja, wenn nicht sogar schöner als der Sternenhimmel!
Nach einer Weile machte sich Frodolf wieder auf den Rückweg. Doch als er am Treffpunkt ankam, waren weder Schlitten noch Wichtel noch der Weihnachtsmann in Sicht. Oh je! Frodolf wusste, dass er jetzt ein Jahr warten musste, bis wieder Heiligabend war, denn nur dann konnte er abgeholt werden.
Also spazierte er wieder zum Weißen Turm. Die Tür zum Turm war nicht abgeschlossen, sodass man einfach eintreten konnte. Frodolf lugte durch den winzigen Türspalt. Nichts! Es war vollkommen dunkel. Er ging Schritt für Schritt hinein. Als Frodolf sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte, sah er die Umrisse einer Treppe. Sie führte ganz nach oben. Nun machte sie einen Bogen, und plötzlich fand Frodolf sich in einem Raum wieder. Hinter ihm fiel die Tür ins Schloss und jemand machte Licht an. Auf einer Stange in der Ecke des Raumes saßen 13 pechschwarze Raben. Vor ihn trat jetzt eine alte, krumme, mit Warzen überdeckte Hexe. Er hatte sie gar nicht kommen hören. „Du wagst es, in mein Turmzimmerchen einzudringen?!“, schrie sie, überlegte einen Augenblick und sagte dann: ,,Wenn du drei Fragen, die ich dir stelle, richtig beantwortest, sage ich dir, wie du sofort wieder in dein Häuschen zurückkehren kannst. Wenn nicht, dann eben nicht. Und du wirst als Strafe so wie diese 13 Raben enden“, krächzte sie. „Ja, ich muss es wohl tun“, stammelte Frodolf. „Also gut“, grummelte die Hexe, „fangen wir an: Was ist klein, wunderschön und weiß aber überlebt den Sonnenschein nicht?“ „Das ist einfach“, erwiderte Frodolf, „die Schneeflocke!“ „Gut, machen wir geschwind mit dem zweiten Rätsel weiter: Was hat Blätter, ist aber keine Pflanze?“, fragte die Hexe. „Mmmhhh“, überlegte Frodolf, „ein Buch.“ „Das war auch nicht schwer! Letzte Frage: Was wächst in der Natur, hat keine Blätter und wird von den Menschen zu bestimmten Tagen ins Haus gestellt?“, flötete sie. „Tulpen!“, rief Frodolf. „Faaaalsch“, erwiderte die Hexe. „Adventskranz!“, rief Frodolf verzweifelt. „Wieder falsch“, lachte sie jetzt. „Noch ein Versuch…“ „Äääähhh…“, überlegt er fieberhaft, „Tannenbaum!“ „Neeiiiinnnnn, du hast es geschafft. Hier!“ Sie überreichte Frodolf ein Papier und auf einmal standen auch 13 Wichtel vor ihm. „Du hast mich erledigt.“ Plötzlich hüllte sich eine violette Wolke um die Hexe und als sie sich auflöste, war nur noch ein kleiner Aschehaufen auf dem Boden zu sehen. Frodolf faltete das Papier auf: „Vor dir stehen 13 deiner Artgenossen. Klettert zum nächsten Vollmond um Mitternacht auf das Turmdach.“ Einer der Wichtel rief aufgeregt: „Vollmond ist noch diese Nacht! Schnell, beeilen wir uns, sonst ist es zu spät!“ Hastig kletterten sie alle auf das Turmdach und warteten gespannt bis Mitternacht. Dann ging alles sehr schnell. Ein heller Blitz und plötzlich waren sie wieder im Weihnachtsdorf am Nordpol. Vor Frodolf stand der Weihnachtsmann: “Du hast dich zwar nicht daran gehalten wieder zurückzukommen, aber dafür, dass du 13 deiner Art befreit hast, bekommst du eine ganz besondere Ehre. Wenn ich zu alt bin, um meinen Job auszuüben, wirst du mein Nachfolger und das wird schon nächstes Jahr sein.“ Frodolf und alle anderen waren sprachlos. Am Abend gab es ein großes Fest.
Und wenn Weihnachtsmann Frodolf noch nicht gestorben ist, bringt er noch heute Groß und Klein an Heiligabend fein verpackte Geschenke ins Haus.
Comments