von Johannes Gregor Droege
Es war einmal zu Bad Homburg eine Prinzessin namens Eliza. Nach dem Tod des Vaters sollte Eliza Königin werden. Jedoch begehrte auch ihre böse Stiefmutter Grindel den Thron und war bereit, alles dafür zu tun. Am Tag vor der Krönung ging Grindel als Händlerin verkleidet mit schönen Ringen zu der Prinzessin. Die Ringe waren verhext und diejenige, die sie trug, fiel augenblicklich in einen tiefen Schlaf, der nur endete, wenn man den Ring abzog. Die Alte sagte zu Eliza: „Meine Prinzessin, ich habe schöne Ringe für Euch. Ihr dürft Euch einen aussuchen, den schenke ich Euch.“ Die Prinzessin fand großen Gefallen an den Ringen und dankend steckte sie sich einen an. Sofort war sie verzaubert und fiel in tiefen Schlaf. Grindel lachte höhnisch, laut pfiff sie durch die Luft und auf der Stelle kamen dreizehn Raben geflogen. „Tragt das dumme Ding in das höchste Zimmer des weißen Turmes!“, befahl die Alte und die Raben gehorchten. Die Tür zum Turmzimmer hatte Grindel mit einem großen, goldenen Schlüssel verschlossen. Das genügte ihr aber nicht und sie beschwor drei Hindernisse herauf, damit niemand zu der Prinzessin gelangen konnte. Sieben Wochen suchte jedermann vergeblich nach Eliza, doch niemand konnte sie finden und Grindel wurde schließlich Königin. Ihre Herrschaft war das schlimmste, was dem Land je widerfahren war. Viele Jahre vergingen doch Eliza wurde nicht gefunden. Eines Tages hörte ein Diener, ein Jüngling namens Hans, wie Grindel geiferte: „Allesamt sind sie dumm wie Esel, weiß doch keiner, dass Eliza schläft seit Jahr und Tag hoch oben im Turmgemach, weil ich sie mit einem Ring verzauberte.“ Hans rannte zum weißen Turm und wollte hinaufeilen, daran hinderten ihn aber die dreizehn Raben. „Jüngling, wohin des Weges?“, krächzten sie im Chor. Hans antwortete, er wolle die Prinzessin befreien. „An uns kommst du nicht vorbei“, war die Antwort. Hans ließ sich aber nicht abhalten. Er ging zurück in die Schlossküche und tunkte Brot in Gift, davon gab er den gefräßigen Raben, die sogleich tot umfielen. Hans eilte die Stufen hinauf, auf halber Höhe saß ein Zwerg: „Jüngling, wohin des Weges?“ „Ich will Prinzessin Eliza befreien“, antwortete Hans. Dann wähle eine von diesen beiden Türen, du musst aber wissen, dass nur eine die richtige ist und die andere dich in den Tod führt. Eine Frage gewähre ich Dir, bedenke aber dass alle Zwerge lügen.“ Hans überlegte und fragte schließlich: „Welche ist die richtige Tür?“ Der Zwerg zeigte auf die rechte. Da wusste der kluge Hans, welche Tür er wählen musste. Hans nahm die letzten Stufen. Vor dem Turmzimmer lag ein schwarzer Kater und schnurrte: „Jüngling wohin des Weges?“ „Ich will die Prinzessin befreien“; antwortete Hans erneut. „Das wird dir nicht gelingen, denn ich wache über den Schlüssel!“, fauchte der Kater. Hans zog davon, kehre abere bald zurück mit einem großen Sack. Den öffnete er und heraus sprangen hundert graue Mäuse. Der Kater, der schon lange keine Maus mehr gefressen hatte vergaß sogleich den Schlüssel und musste die Mäuse jagen. Hans öffnete die Tür und fand die Prinzessin schlafend. Er nahm den Ring vom Finger und Eliza erwachte.
Eliza wurde Königin und heiratete ihren klugen Retter, sie lebten glücklich bis an ihr Ende. Grindel aber wurde in den Hexenturm gesperrt und wenn sie nicht gestorben ist, dann tobt sie dort noch heute herum.
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