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Weihnachtsstadt Bad Homburg

Die frostige Heilblume

Von Jasper Zimmer, 6, accadis International School


Es war einmal vor langer Zeit. Nahe dem großen Landgrafenschlosses lebten Paul und Lilly mit ihrer Mutter. Ihr Vater starb vor ein paar Jahren. Paul und Lilly vermissten ihren Vater sehr, der als Wächter des weißen Turms die Stadt vor üblen Gesellen beschützte. Doch seit er tot war, hatte sich viel verändert. Die Kinder stritten fast nur noch. Auch an jenem Tag. Es war noch eine Woche bis Weihnachten. Der erste Schnee war gefallen und Paul wollte Schlitten fahren. Aber Lilly wollte lieber einen Schneemann bauen. Und so gab es wieder Streit. Der war so heftig, dass sie sich auch nicht wie sonst vor dem Einschlafen vertrugen. Ihre Mutter machte das traurig.

 

Als die Kinder am nächsten Morgen aufwachten, war sie verschwunden. Paul und Lilly weinten bitterlich. Sie fanden einen Brief. “Wenn ihr eure Mutter wiedersehen wollt, bringt mir die frostige Heilblume. Euer Vater war ihr Wächter. Nutzt seine Macht.” Die Kinder waren ratlos. Welche Macht?  „Wir müssen unsere Mutter suchen”, sagte Lilly. “Komm, wir müssen zum Weißen Turm. Vater war der Wächter. Dort muss sie sein.” Die Kinder liefen los. Doch seit Vater nicht mehr lebte, herrschte die alte Hexe Suru im Turm. Sie hatte ihn in einen grauen Nebel gehüllt.


Die frostige Heilblume - Illustration von Doro Kaiser


Als sie beim Weißen Turm ankamen, hörten sie Suru, die oben im Turm in ihrem Hexenzimmer zauberte. Vorsichtig stiegen Paul und Lilly die Treppe zum Turm hoch. Sie kannten jeden Winkel im Turm. Ihr Vater hatte sie oft mit hergebracht. Oben sahen sie Suru. Aber keine Blume. “Da”, flüsterte Paul. "Das ist Vaters großes Buch, in dem er alles Wichtige aufgeschrieben hat. Hier finden wir vielleicht einen Hinweis.” Doch die Hexe bewachte das Buch. “Lenk die Hexe ab, ich hole uns das Buch”, flüsterte Lilly. Paul hatte seine Zwille dabei und schoss einen Stein direkt auf die dicke Nase der Hexe. Diese drehte sich um und sah den kleinen Jungen. Wütend rannte sie hinter Paul her, der aber viel schneller war als die Alte. Lilly schnappte sich das Buch ihres Vaters und rannte hinterher.

 

Draußen vor dem großen Schloss öffneten die Kinder das Buch. Da war tatsächlich ein Hinweis auf die frostige Heilblume. Ein Bild von einer langen Säule, unter der die gelbe Blume leuchtete. “Das muss im dunklen Wald sein”, meinte Paul. “Vater hat oft von der Säule der Götter gesprochen.” Plötzlich donnerte und blitzte es und die Kinder standen vor der Göttersäule im Taunuswald.

 

Es war dunkel und neblig und die Kinder froren. Der weiße Schnee gab ihnen etwas Licht. Da kam plötzlich ein Mann aus dem Wald. Er ritt auf einem Pferd  und im wilden Galopp auf Lilly zu. Paul schrie. “Weg da, Lilly!” Doch ehe Lilly sich bewegen konnte, war der Reiter verschwunden. Paul schaut sich verwirrt um. Da war sie, die frostige Heilblume. Sie leuchtet im Schnee. Paul wollte nach ihr greifen, aber Lilly hielt ihn zurück. “Nein, nicht anfassen! Erinnerst du dich nicht? Papa hat gesagt, dass wir Zauberdinge nie mit bloßen Händen anfassen dürfen.”

 

Lilly holte ihre Winterhandschuhe aus ihrer Jacke. Gemeinsam buddelten sie ganz vorsichtig die Blume aus. “Ich bin froh, dass du bei mir bist”, sagte Paul. “Ich auch”, sagte Lilly. “Wenn wir Mama nicht finden, dann sind wir alleine. Lass uns bitte nicht mehr streiten. Das tut viel zu weh.” Die Kinder umarmten sich. Plötzlich donnerte und blitzte es wieder. Der Reiter stand direkt vor ihnen, neben ihm die Mutter. “Endlich habt ihr verstanden, dass Geschwister zusammenhalten müssen”, sagte der Mann. Am Horizont leuchtet der weiße Turm. Er lag nicht mehr im Nebel. Suri war verschwunden. Seit jenem Weihnachten hatte der weiße Turm zwei neue Wächter.


Ende



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