von Anna Schneider, 6. Klasse, Maria-Ward-Schule
Es war einmal, vor langer, langer Zeit, da war der Weihnachtsmann mit seinen Rentieren unterwegs nach Bad Homburg, um sich die Wünsche der Einwohner anzuhören, die er dieses Jahr bescheren wollte. Da hörte er die Stimme seines Bruders, dem Ostermann, der sprach: ,,Komm her und erfülle meinen Wunsch!“ So flog der Weihnachtsmann über die Ritter-von-Marx-Brücke zu seinem Bruder und betrat den Hexenturm. Früher hatte der Turm ihrer bösen Mutter, der gefürchteten Hexe Ostara gehört. Doch kaum hatte der gute Weihnachtsmann den Hexenturm betreten, wurde er eingesperrt. ,,Falscher Eingang!“, hörte er die schadenfrohe Stimme seines bösen Bruders. Der Weihnachtsmann war sehr wütend auf sich, dass er auf den Ostermann reingefallen war. Doch er dachte: ,,Mein treuester Untertan, der nie daran zweifelte, dass es mich gibt, der wird mich befreien!“
Es waren noch 24 Tage bis Weihnachten, doch der Weihnachtsmann wartete 20 Tage vergeblich. Erst am 21. Tag wachte eine Bauerntochter in weiter Ferne auf. Sie hatte einen Traum gehabt: Der Weihnachtsmann wurde gefangen gehalten! Die Bauerntochter machte sich aufbruchsbereit. Sie packte Proviant ein und bestieg ihr Ross. So ritt sie in den Sonnenaufgang hinein. 7 Stunden ritt die Bauerntochter dahin, dann kam sie in Bad Homburg am Hexenturm an.
Im Saal wurde sie schon vom Ostermann erwartet. „Nun, was willst du, arme Bauerntochter, bei mir, dem großen, reichen Ostermann?“, fragte er misstrauisch. „Hoher Herr, vergebt mir, dass ich störe, doch ich will Euch dienen!“, sprach die Bauerntochter und verbeugte sich. ,,So, ein neuer Untertan? Kann man immer gut gebrauchen“, dachte der böse Mann. „Dann wollen wir mal sehen, wie gut du mit Nadel und Faden umgehen kannst, mein Kind“, sprach er nun. Nach einer weiteren Verbeugung sagte die Bauerntochter: ,,Sehr wohl, hoher Herr“ und fragte: ,,Was soll ich machen?“ der Ostermann befahl ihr: ,,Mach mir eine Gürtel aus Leder, innen soll er mit dem Fell eines Hasenschwanzes gefüttert sein!“ Dann begann sie mit der Arbeit. Als sie am Abend fertig war, musste der Ostermann zugeben, dass es ihm gefiel. Und so sagte er: „Morgen früh, nachdem du aufgewacht bist, machst du dich an die Arbeit an eine Mütze aus Hasenfell, die mich vor Sonne und Wind schützt!“ Die Bauerntochter verbeugte sich abermals und machte sich gleich am nächsten Morgen an die Arbeit. Als sie nun am zweiten Abend mit der Mütze fertig war, zeigte sie diese dem Ostermann. Der wollte nun noch mehr haben und befahl: ,,Mach mir einen Mantel aus Hasenfell!“ Die Bauerntochter verbeugte sich und begann mit der Arbeit.
Kurz bevor die Sonne unterging kam die unbekannte Bauerntochter in den Saal, um dem Ostermann seinen Mantel zu geben. „Hoher Herr, wenn Sie alles zusammen anziehen, werden Sie der mächtigste Ostermann überhaupt und niemand wird sich Ihnen wiedersetzen können oder wollen!“, sprach sie. Nun war der Ostermann neugierig geworden. Er zog sich alles an und wartete.
Nach 3 Sekunden wuchs ihm aus dem Gürtel ein Hasenschwanz. Als er sich umdrehte, um zu schauen, was vor sich ging, wuchsen dem Ostermann aus seiner Mütze 2 lange Hasenohren. Und als letztes schrumpfte er zu Hasengröße und wurde zu einem echten Osterhasen. Und da der Osterhase sich nicht dagegen wehren konnte, verfluchte ihn die Bauerntochter, den Kindern an Ostern immer Geschenke zu bringen.
Der Weihnachtsmann wurde kurz danach befreit, und erfüllte ihr ihren einzigen Wunsch, dass sie nicht mehr auf ihrem Hof so arm sei wie davor. Danach hob er die Arme und alle Geschenke, die der Weihnachtsmann hatte verteilen wollen, flogen in die Luft und zu den Häusern, in denen ihre Besitzer schon sehnsüchtig auf sie warteten.
Im Hexenturm aber sah man nie wieder eine böse Seele, und trotzdem traute sich nicht einmal die mutigste Person in den Turm. Die Fenster schlossen sich von selbst, und in mancher Nacht, da meinte man zu hören, wie der Ostermann an Neumond seine menschliche Gestalt zurück bekam und wütend neue Geschenke bastelte, die er dann glücklichen Kinder an Ostern in Hasengestalt brachte.
Einzig am Laternenfest wird der Hexenturm mit Laternen geschmückt und so dankt man der unbekannten Bauerntochter, die den Weihnachtsmann befreit hatte. Vielleicht betrachtet die Bauerntochter noch heute die Lichter aus der Ferne und freut sich mit den Bad Homburgern.
ENDE
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