Von Lina Marie Zwecker, 8n, Kaiserin-Friedrich-Gymnasium
„Vor langer Zeit“, so würde ein normales Märchen beginnen. Dies ist aber kein normales Märchen, dies ist mein Märchen. Ich bin Eve Stine. Es ist Weihnachten und vor acht Jahren bin ich in meine jetzige Pflegefamilie gekommen. Seit her lebe ich hier in Bad Homburg. Und ich habe seitdem kein Weihnachten gefeiert. Jedes Jahr gehe ich zur Weihnachtszeit mit meinen Adoptivschwestern Bianca und Marie über den Bad Homburger Weihnachtsmarkt und erzähle ihnen abends ein Märchen. Aber keine normalen Märchen, sondern meine Märchen.
In den meisten Märchen gibt es „böse“ Personen, aber das war doch nicht immer so, oder? Ich glaube, jeder Bösewicht ist nur ein Opfer, dessen Geschichte man noch nicht kennt. Und ich versuche diese Geschichten zu verbreiten.
Die Glocke schlug. Zehnmal, Elfmal und Zwölfmal, als Bianca mir mit einer Taschenlampe ins Gesicht leuchtete. Sie und Marie setzen sich zu mir aufs Bett, und ich begann zu erzählen, während die beiden mir leise zuhörten: „Ihr beide kennt doch das Märchen der Schneekönigin? Die böse Frau, die den Jungen Kay entführt hat und am Ende zurückgelassen wird. Doch die Schneekönigin war nicht immer so. Vor Jahrhunderten noch bevor Bad Homburg oder andere Städte erbaut wurden, hatten die Götter hier über Bad Homburg ihren Eingang zum Olymp und sie lebten friedlich und führten ein normales Leben, auch Nestis, eine Wassergöttin. Sie lebte allein in einem kleinen Teich. Doch der Teich, war ein besonderer Teich. Wenn man eine Seerose ins Wasser legte, durfte man sich etwas wünschen, was Nestis dann erfüllte. So vergingen Tage, Wochen und Monate. Immer wieder erfüllte sie Wünsche, bis eines Tages der Gott der Träume, Morpheus, an den Teich kam und eine Seerose auf den Teich legte. Aufgeregt schwamm Nestis an die Oberfläche, denn ihr gefiel der gutaussehende Morpheus. Sie schloss die Augen und spürte seinen Wunsch. Nicht mehr allein zu sein. Nestis Herz pochte lauter, sein Wunsch war wie ihrer. Ihr Herz pochte laut und sie zeigte sich dem schönen Morpheus. Ihre schwarzen Haare wehten sanft im Wind und ihre Haut war von bläulich Schuppen überzogen. Doch der stolze Morpheus verzog nur sein Gesicht. Er war erzürnt, dass er, Morpheus sich mit einer einfachen Wassergöttin abgeben sollte. Er würde sich doch nicht mit dieser Wassergöttin abgeben. Nestis sank wieder in den Teich und Morpheus verschwand. Nestis schwamm zum Grund des Teiches wo ihre Schwester Thetis lebte. Doch Nestis, die Rat brauchte, wurde ignoriert. So ging Nestis wieder. Es brach ihr das Herz, sie schwamm in eine stille Ecke des Teiches und sie weinte und weinte. Durch alle ihre kalten Tränen erstarrte ihr Herz langsam zu Eis. Im selben Moment, indem dies geschah, wurde aus Nestis Chione, eine Göttin der Kälte, auch bekannt als die Schneekönigin. Und seit her suchte sie nach jemandem der ihr Herz wieder auftauen könnte.“
Bianca und Marie schauten mich an und Bianca fragte mich: „Hat sie jemanden gefunden, der ihr Herz für sie auftaut?“ Ich überlegte: „Nach vielen Jahren fand sie Poseidon. Mit dem sie dann auch ihren Sohn Eumolpus bekam.“ „Hat die Geschichte eine Lehre?“, fragte nun die kleine Marie. „Die Lehre besteht darin, dass man anderen immer helfen soll, wenn sie Hilfe brauchen. Man muss nämlich immer für andere da sein. Hätte Thetis ihrer Schwester geholfen, wäre sie nicht zu Chione geworden.“ Schritte ertönten auf dem Flur und schnell krochen Bianca und Marie zurück in ihre Betten und machten das Licht aus. Ein Kopf steckte sich durch die Tür und wir stellten uns schlafend. Als die Tür wieder zu war, lächelte ich. Für mich hatte nun Weihnachten begonnen.
Ende
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